Wanderrudern & Reisen

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Pricken, Stangen und Baken sind Sichtzeichen, die durch Formen, Farben und Symbole die Orientierung auf dem Wasser erleichtern.

 

Sichtzeichen werden von jeher als Navigationshilfen aufgestellt. Am bekanntesten ist eines der sieben Weltwunder aus der Antike, der Leuchtturm von Pharos bei Alexandria. Es ist der erste historisch belegte Leuchtturm, entstanden ca. 300 v. Chr. mit einer Höhe von 130 m. Sicherlich hat es schon vorher markante Sichtzeichen gegeben, die jedoch nicht überliefert sind. In jedem Fall aber gab es einfache Sichtzeichen in Form von Steinhaufen, Stangen oder Pfählen zum Markieren von Fahrrinnen und Einfahrten oder von Untiefen wie Sandbänke, Riffe oder auch einzelne Felsen. Erste belegte Regeln zunächst für Seezeichen gibt es seit dem 14. Jahrhundert. Nach und nach wurden die Sichtzeichen in Form und dann auch in Farbe weiterentwickelt. Heute sind die Sichtzeichen mit geringen Abweichungen von Land zu Land international festgelegt. Sichtzeichen wurden ursprünglich zuerst in Mündungen und im Küstenbereich eingesetzt. Deswegen sind ihre Bezeichnungen norddeutsch geprägt. 

So unterschiedlich die verschiedenen Sichtzeichen auch sind, so besitzen sie doch einige typische Merkmale, die man sich einprägen sollte:

Farben. Grün für Steuerbord und Rot für Backbord, und zwar von der Mündung aus gesehen, also flussaufwärts. Weitere Farben sind Weiß, Rot, Gelb und Schwarz, auch in Kombination. Bei Sichtzeichen in Tafelform dazu auch Blau.

Formen. Bei Sichtzeichen in Körperform wie etwa Tonnen, ist nicht nur die Farbe vorgeschrieben, sondern auch die Form selbst. So sind alle Steuerbordzeichen im Topp spitz, auch bei runden Stangen. Alle Backbordzeichen sind oben stumpf, also abgeflacht. Das hat einen praktischen Grund. Bei unsichtigen Verhältnissen wie Nebel, starker Regen oder Dämmerung sind Farben schlecht erkennbar. Unterschiedliche, prägnante Umrisse lassen sich dagegen auch dann eindeutig wahrnehmen. 

Welche Sichtzeichen gibt es?

Stangen sind die einfachste Form von Sichtzeichen, aber nicht genormt und außerhalb von Fahrrinnen. Meist sind es entastete, naturfarbene Holzstangen, die fest in den Grund gesteckt werden. Zu finden häufig an Flachstellen auf Binnengewässern. Wegen der Naturfarbe sind sie aus der Ferne schlecht erkennbar, beim Wanderrudern auf fremden Gewässern dennoch eine wichtige Hilfe.

Pricken sind einfache Sichtzeichen, ebenfalls Holzstangen, aber mit einem Reisigbündel, genannt Besen, an der Spitze. Zeigt der Besen nach oben und die Spitze damit stumpf, dann ist es eine Backbordpricke. Zeigt der Besen nach unten, der Bund also nach oben und damit praktisch spitz, dann ist es eine Steuerbordpricke. Teilweise sind sie unterhalb vom Besen mit einem roten oder grünen Reflektorband versehen. Pricken findet man im Wattenmeer, im Mündungsgebiet von Flüssen und deren Nebenflüssen und auch auf großen Seen, eher in Norddeutschland. Die einfachen Pricken werden bis heute verwendet, da sie bei Verlust durch Wellenschlag oder Eisgang kostengünstig ersetzt werden können.

Baken sind in einfachster Form starke Stangen, massive Masten, auch Gittermasten, jeweils mit dem bestimmenden Sichtzeichen im Topp, sowie Holz- oder gemauerte Bauwerke in Turmform. Baken stehen häufig auf Buhnenköpfen, an Flussufern zur Kennzeichnung von Fahrrinnen, als Peilmarken paarweise hintereinander mit den Zeichen in unterschiedlicher Höhe zur Kursbestimmung oder einzeln zur Markierung der Ausfahrten an Binnenseen.

Tonnen sind schwimmende Sichtzeichen. Diese Bezeichnung basiert auf ihrer ursprünglichen Bauweise. Einst waren dies geteerte Holzfässer mit einer Stange als Sichtzeichen. Die älteste überlieferte Tonne wurde 1066 gesetzt. Tonnen werden hauptsächlich zur Fahrwasserbegrenzung verwendet. Die Größe variiert von ca. 50 cm bis über 3 m Durchmesser in den Mündungen der großen Flüsse und an der Küste.
Bei allen genannten Sichtzeichen dienen Bälle, Kegel oder Zylinder häufig als Zusatzzeichen zur eindeutigen Kennzeichnung.

Tafeln sind Sichtzeichen, bis auf Ausnahmen rechtwinklig, Quadrate, Rechtecke oder Rhomben. Es gibt sie als Gebotszeichen (weiß mit rotem Rand), als Verbotszeichen (weiß mit rotem Rand und rotem Schrägstreifen) und Warn- und Hinweiszeichen (blau-weiße Tafeln). Für ihre Bedeutung haben Tafeln mittig stets ein aussagefähiges Symbol. Sie können mit einem Zusatzzeichen für Strecken oder Richtungsangaben versehen sein.

Peter Thöl

 

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