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RBL 2022: Münster unschlagbar

Bei den Frauen triumphieren die Havel Queens in Hamburg

Die Ruder-Bundesliga feierte ein wildes Finale auf der Hamburger Binnenalster. Der über die ganze Saison dominierende Münster-Achter war auch in Hamburg nicht zu stoppen. Bei den Frauen gab es das dramatische Finale dreier Teams, die vor dem letzten Renntag punktgleich waren. Am Ende setzten sich die Havel Queens aus Berlin die Krone auf.

Die Binnenalster war nach 2012 und 2013 einmal wieder Gastgeber der Rennen und nach dem Willen des ausrichtenden Vereins RV Favorite Hammonia und der Stadt Hamburg mit ihrem ruderbegeisterten Sportsenator Andy Grote soll die Ruder-Bundesliga fester Bestandteil im Sport-Kalender der Hansestadt werden. Auf die routiniert gute Organisation des Traditionsvereins können sich die Gäste verlassen, das Wetter ist im Norden ebenso traditionell unberechenbar. Dafür, dass für den Renntag auf der Binnenalster Dauerregen angesagt war, zeigten sich alle Beteiligten erleichtert, dass es bei längeren sonnigen Abschnitten nur einzelne, wenn auch kräftige Schauer von oben gab.

Ruderern an sich macht Wasser von oben eher wenig aus und so zeigten sich bei den Männern die nun schon in der zweiten Saison in Folge ungeschlagenen Münsteraner unbeeindruckt von Gegnern und der Witterung. Sie schlugen im Finale auch die starken Männer vom Gastgeber, dem Active City Express, die vom Organisator des Renntags Martin Blüthmann trainiert werden. Mannschaft und Trainer lagen sich schon nach dem Halbfinale in den Armen, in dem die Hamburger den späteren Gesamtzweiten Mühlheim schlugen und damit Silber in der Tageswertung sicher hatten. Gesamtdritter wurde der TÜV-Nord Maschseeachter aus Hannover, punktgleich mit dem Active City Boot. Damit war der Zieleinlauf am Ende (fast) identisch wie die Tabelle vor diesem Renntag.

Dramatik pur bei den Damen-Achtern. Die Havel Queens aus Berlin, der Meenzer Express und Banner Wiking Linz aus Österreich reisten mit jeweils 32 Zählern punktgleich im hohen Norden an. Am Ende siegten die Berlinerinnen, die sich wie bei den Männern die Münsteraner, über den ganzen Saisonverlauf in starker Form gezeigt hatten, hauchdünn vor dem Überraschungsteam aus Mainz. Ebenso knapp auf Platz drei fuhren die Linzerinnen. Der Punkteabstand hätte mit 41, 40, 39 enger nicht sein können und umso frenetischer fiel der Jubel bei der Siegerehrung aus, die direkt am Jungfernstieg stattfand. Beide Siegerteams erhielten eine Siegprämie über 1.000 Euro – einmalig in dieser Saison, da in Hamburg ein Sponsor akquiriert wurde, der dieses Preisgeld möglich machte.

„Wir wollen versuchen, dieses Format wieder dauerhaft in Hamburg zu etablieren“, sagte Andreas Döpper, Präsident des Hamburger Ruderverbandes in einem Gespräch mit dem „Hamburger Abendblatt“. Tobias Weysters, Leiter des Fachressorts Wettkampf beim DRV, zeigte sich von dem Saisonfinale an der Alster ebenfalls begeistert: „Eine viel coolere Location kann man fast nicht haben. Minden ist auch sehr attraktiv mit Zuschauern auf beiden Seiten der Strecke. In Hamburg, mitten in der Stadt, zieht man allerdings noch mehr Menschen in den Bann, die Rudern bis dahin so nicht wahrgenommen hatten“.

Organisator Blüthmann zeigte sich stolz, dass die Ruder-Bundesliga in der Montagsausgabe der Zeitung zwischen Hafengeburtstag, HSV und Davis-Cup überhaupt berücksichtigt wurde. Ebenso interessierte sich ein Team des NDR für die Rennen und führte Interviews. „Von mir aus steht einer Neuauflage im nächsten Jahr nichts im Wege“, sagte Blüthmann, machte dies aber unter anderem davon abhängig, ob wieder Hamburger Boote für die Bundesliga melden würden. „Das Event hat gezeigt, dass die Ruder-Bundesliga ein unglaubliches Potenzial entfalte, das deutlich mehr Beachtung verdiene“, sagte Blüthmann. Trotz komplizierter Genehmigungsverfahren sagt der Trainer und Organisator: „Wir haben Bock auf mehr“.

Als Einlage fanden zwischen den Viertel- und Halbfinals der Männer und Frauen die Sprint-Meisterschaften des Hamburger Nachwuchses statt. Hier waren insgesamt zehn gesteuerte Doppelvierer (Jungen und Mädchen 13/14 Jahre) aus Hamburger Rudervereinen am Start, die teilweise schon gut harmonierten und die Zuschauer am Alsterufer beeindruckten.

Das Produkt Ruder-Bundesliga habe seine Attraktivität über diese Saison bewiesen, findet Tobias Weysters. Das zeige nicht nur eine Anfrage aus Tschechien, ob man ein Boot zur Liga entsenden dürfe. In diesem ersten Jahr nach Corona sind drei Boote mehr an den fünf Renntagen gestartet. Der Erfolg speise sich aus der Attraktivität für die Sportler, bei guter Stimmung an attraktiven Locations zu rudern. Jetzt sei der Verband gefordert, dieses Produkt noch besser zu vermarkten. „Vorbild sind die Finals in Berlin, die laut ARD und ZDF eine sehr gute Quote erzielt hätten“, sagt Weysters. Entscheidend sei für die Mannschaften wie für die Ausrichter, möglichst früh Planungssicherheit zu haben. Bert Langbehn