Sabine Tschäge: "Wir hatten uns mehr erwartet"
Der Deutschlandachter startete gestern mit seinem Vorlauf als letzte Bootsklasse in die olympische Regatta und blieb weiter deutlich hinter der Weltspitze (in diesem Lauf die USA und die Niederlande). Jetzt muss die Mannschaft von Bundestrainerin Sabine Tschäge den Finaleinzug am Donnerstag (10.10 Uhr) über den Hoffnungslauf schaffen und dort mindestens ein Boot hinter sich lassen. Möglich bleibt alles.
In der Vorbereitung hatte man einige Fortschritte erzielt, sich einiges vorgenommen, man wollte mit dem Goldfavoriten USA vorne raus und dann über die
Strecke mitgehen. Nur der Sieger qualifiziert sich direkt für das Finale, die anderen Boote müssen in den schicksalshaften Hoffnungslauf. Ene, mene, muh. Der schwarze Peter, siebter von sieben, kein Finale. Das will keiner.
Bis zur 1.000-Meter-Marke war der Deutschlandachter gut im Rennen. Foto: J. Kowacic
Die beiden Gold Favoriten USA und Großbritannien sind gemäß der Worldrowing-Setzliste auf die beiden Vorläufe verteilt. Der Deutschlandachter hat neben den USA noch die Niederlande und Rumänien in seinem Vorlauf. Die Niederlande gelten hinter USA und Großbritannien als Bronzefavorit, was sie in dieser Saison und bei der letzten WM auch jeweils bestätigten.
Typischerweise gehen alle Achter erstmal voll raus, 500 Meter, schauen was möglich ist. Die besseren fahren dann noch bis 1.000 Meter voll mit und schauen danach, was die beste Taktik ist. Bei dieser aussagekräftigen ersten Zwischenmarke, nach den ersten 500 Meter, liegt der Deutschlandachter nur 1 Sekunde hinter der USA und 0,75 Sek hinter den Holländern. Das ist Augenhöhe mit den Besten, eine Top Leistung. Rumänien ist eine knappe halbe Länge dahinter und nimmt dann nach 750 Metern komplett raus. Sie schonen sich schon für den Hoffnungslauf und auch für die Zweier und Vierer, denn fünf Athleten aus deren Achter muten sich einen Doppelstart zu. Dass Rumänien mit der höchsten Schlagzahl und vollem Einsatz trotzdem nach 500 Metern hinter Deutschland auf die Strecke gegangen ist, ist ein hervorragendes Zeichen für den Hoffnungslauf, gerade weil sie auch doppelt belastet sind.
USA in absoluter Goldform
Auf der zweiten Streckenhälfte setzen sich die beiden Favoriten im Zweikampf, Seite an Seite ab, es geht um den Vorlaufsieg. Die Niederlande testet das US-Schiff, das sich nur in Luzern gezeigt hatte. Deutschland fällt ab, kann das Tempo nicht mitgehen, alles was im Training gelungen war, gelingt hier nicht. Wie
in der Saison, die Weltspitze ist weg. Die USA wird 250 Meter vor dem Ziel von den Niederlanden gestellt und antworten mit einem unfassbaren Sprint zur Linie, gewinnen in 150 Meter fast eine halbe Länge. Alles wissen nun: USA ist in Goldform, kann am Start und am Ende sprinten, wie kein anderer Achter.
Großbritannien gewinnt den zweiten Vorlauf souverän, vielleicht mit weniger Top-Speed und insgesamt langsamer, aber Australien und vor allem Italien hatten sie auch gar nicht gefordert. Gut zu sehen: Italien war wieder sehr langsam auf den ersten und zweiten 500 Metern, das heißt, sie haben seit Luzern auch keinen großen Sprung mehr gemacht. Dort war ihr Endspurt großartig.
Das hat auch Sabine Tschäge im Blick. Mindestens einen (Italien oder Rumänien) muss man im Hoffnungslauf schlagen, besser beide. Australien und vor
allem die Niederlande sind schneller. Dementsprechend waren weder Schlagmann Mattes Schönherr, noch Steuermann Jonas Wiesen und auch nicht
Tschäge mit dem Vorlauf zufrieden: "An die Probleme, die wir in der Mannschaft hatten, müssen wir jetzt noch rangehen. Wir hatten uns mehr erwartet. Das ist nicht unser Anspruch (auf der zweiten Streckenhälfte so abzufallen, d. Red). Das haben wir im Training besser gemacht. Das ist noch einiges mehr zu erwarten.” Mattes Schönherr freut sich auf die Chance im Finale, allez les noir-rouge-or! Michael Buchheit
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