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Zeidler demonstriert Stärke

Freundin Sofia hilft ihm mental viel

Viertelfinale! Der Begriff wird im Rudern seltenst gebraucht, nur bei den Einern, denn von 29 können nur sechs ins A-Finale. Hier wurde nun der Schnitt gemacht für die besten 12, die sich für die zwei Halbfinale qualifizieren. Oliver Zeidler ist nach einer souveränen Fahrt im Männer-Einer, wie erwartet, dabei.

Der Rest sortiert sich in die Finale C-F, jeder Platz wird ausgefahren. Bei schwülen 30 Grad hatte Oliver Zeidler ein vergleichsweise etwas härteres Viertelfinale erwischt. Härter deswegen, weil nur die ersten drei weiterkommen und somit der Vierte, der nicht ausscheiden will, das Tempo bestimmt. Wie gewohnt ging der Münchner mit höchster Schlagzahl SF 53, bei 250 Meter noch SF 45 aus dem Startblock. Bis zur 500-Meter-Marke überholte er dann den schnell gestarteten Paraguayer.

Von vorne kontrolliert Zeidler das Feld, legt die schnellste 1.000-Meter-Zwischenzeit hin und führt mit zwei, drei Längen vor
dem ehemaligen Leichten aus Belgien und dem Rumänen. Business as usual, bis nach ab 1.450 Meter das Boot der USA in vierter Position liegend noch einmal alles in die Waagschale wirft, um sich vielleicht doch noch auf Platz drei und ins Halbfinale zu rudern. Er schiebt sich bis 1.800 Meter immer näher an die drei führenden Einer heran, ist nun fast gleichauf mit Belgien und Rumänien.

Erster zaghafter Jubel bei Oliver Zeidler nach dem Sieg im Viertelfinale von Paris. Foto: J. Kowacic

Ein wilder Endspurt auf den letzten 200 Metern. Auch Zeidler muss auf einmal alle Register ziehen, noch mal 100 Meter mit SF 40, Sprint wie am Start. Doch er gewinnt kalkuliert mit einer dreiviertel Länge vor einem Fotofinish von Belgien und Rumänien, die USA scheidet mit 7/10 Sekunden Rückstand aus. Puh!  Eine heiße Kiste, nicht nur wegen der Temperaturen.

Die anderen beiden Medaillenfavoriten Niederlande und Neuseeland haben es leichter, fahren 4 bis 5 Sekunden langsamer zur ihren Siegen, vor allem ohne Endspurt. Doch für Oliver Zeidler hat die Arbeit auch ihren Lohn, im Halbfinale ist keiner seiner Medaillen-Konkurrenten. Trotzdem ist die Konkurrenz sehr namhaft. Kroatien war in Rio 2016 um einen nicht sichtbaren Zentimeter an Gold vorbei gerudert, Dänemarks Ikone Nielsen war sein großer Konkurrent für Tokio, wo beide nicht mit den außergewöhnlichen Wasserverhältnissen zurecht kamen, dazu noch der Ruderer der Unabhängigen Staaten, nochmal Rumänien
aus dem Viertelfinale und der amtierende Olympiasieger aus Griechenland, der mit den Wasserverhältnissen in Tokio so ausgezeichnet zurecht kam und den man irgendwie immer auf dem Zettel haben muss.

Interessanterweise war der Grieche im Vorlauf gegen Neuseeland, im Viertelfinale gegen die Niederlande am Start und nun gegen das deutsche Boot im
Halbfinale. Das heißt, vor dem Finale hat der Grieche als Olympiasieger jeden der drei Medaillen-Favoriten einzeln testen können. Offensichtlich konnte er dabei nicht an seine Leistungen von Tokio anknüpfen, seiner Rudertechnik ist die Leichtigkeit abhanden gekommen.

Oliver Zeidler verbringt Stunden bei der Dopingkontrolle, wie die meisten der Einerfahrer. Er sagt, dass sei dann nach einer harten Belastung, also zumindest zum Ende, eben manchmal so, dass der Körper eine Weile braucht bis er wieder Flüssigkeit abgeben kann. Aber das sei kein Problem, dass mache man eben so, denn man wolle ja einen sauberen Sport und dann begänne eben da die Regeneration.

Die Kulisse sei großartig, wie in Henley, wo er deswegen ja auch jedes Jahr startet. Das motiviere ihn einfach. Nein, er spüre keinen besonderen Druck, er sei schließlich kein Olympiasieger. Er hätte nichts zu verlieren. Er wäre auch nicht enttäuscht, wenn er kein Gold gewänne. Er habe einen Rennplan, den wolle er umsetzen, wie heute, und wenn dann einer schneller ist, dann liege das außerhalb seines Einflusses, dagegen könne man nichts machen.

Seine Freundin Sofia Meakin, Ersatzruderin der Schweiz, helfe ihm, mit dem Druck umzugehen und wieder runterzukommen. Zeidler hat keine Vorliebe für das Halbfinale, selbst wenn er den Niederländer als Gegner bekäme. Gegen den wäre er schon häufiger gerudert und der hätte nur einmal
(WC II in Luzern, wo  Zeidler auch gesundheitlich nicht top fit war, d. Red.) gewonnen.

Pressebericht über Bootsschaden falsch!

Die Strecke in Paris ist gut. Er hatte hier selbst organisiert zweimal zwei Wochen trainiert, kurz vor den Spielen und im vergangenen Jahr. Übrigens: Sein Boot hat keinen Schaden, wie von der Boulevardpresse kolportiert. Der unbedeutende Schaden war schon vor fünf Wochen entstanden, längst repariert, aber gerudert ist er damit auch. Wie die Presse das so klingen lassen könne, als sei es vor zwei Stunden passiert, ist ihm schleierhaft.

Auf zur nächsten Runde im Halbfinale. Á plus! (Red.: “Bis bald”, unter Franzosen). Michael Buchheit

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