Riemen-Bundestrainer Mark Emke einen Monat nach Amtsantritt
Seit dem 1. März ist Mark Emke offiziell Teil des Bundestrainerteams beim Team Deutschlandachter. Der Niederländer hat sich von der Mannschaft im Trainingslager in Lago Azul, am Stützpunkt Dortmund und beim Frühjahrstest in Leipzig einen ersten Eindruck verschafft.
Sie waren selbst aktiver Ruderer bei Olympia 1984. Wie beeinflusst dies Ihre Arbeit als Trainer?
Es hat mich sehr viel beeinflusst. Man nimmt mit, was man selbst als Ruderer erfahren hat und will es weitergeben. Ich gehe gerne nach dem eigenen Gefühl, aber es ist jetzt nicht mehr genau das gleiche wie früher als Ruderer. Ich habe 1996 als Trainer angefangen und immer mehr gelernt, wie ich im Amt mit den Sportlern umgehen muss. Das war ein Prozess.

Bundestrainer Mark Emke bekam im Trainingslager in Lago Azul erste Eindrücke. Foto: deutschlandachter
Sie erfolgreich Trainer in den Niederlanden. Wie haben Sie das Team Deutschlandachter wahrgenommen?
Es war immer eine große Konkurrenz. Wir haben schon geschaut, was die vom Team Deutschlandachter machen – warum sie oder wir schneller sind. Ich kann mich noch gut erinnern: Bei Olympia in Rio 2016 waren wir bis 200 Meter vor dem Ziel vor dem Deutschlandachter, dann haben sie uns noch eingeholt. Danach hatte ich eine Zeit als Trainer im Vierer ohne, auch da sind wir auf die Deutschen getroffen, haben mal gewonnen, mal verloren. So ging es über die Jahre immer hin und her.
Was hat Sie bewogen, nach Dortmund zu kommen?
Ich hatte mit Robert Sens schon Kontakt als er noch in Österreich war. Als er dann als Vorstand zum DRV gewechselt ist und mich gefragt hat, musste ich erstmal nachdenken. Ich war in Rente, habe noch ein bisschen was beim Studenten-Ruderclub Nereus in Amsterdam gemacht. Dann habe ich mir gedacht: Es macht mir zu viel Spaß, ich will weitermachen, also lass es uns tun! Es ist jetzt gerade ein guter Zeitpunkt: Hier wird nach Olympia etwas Neues aufgebaut, um wieder auf einen guten Standard zu kommen. Das mitzumachen ist eine schöne Aufgabe.
Wie sind Sie im Ruhrgebiet angekommen?
Ich miete eine Wohnung im Norden von Dortmund. Hier habe ich eine internationale Umgebung, das erinnert mich an Amsterdam. Auch die Tradition zum Bergbau wird deutlich, Dortmund ist eine Arbeiterstadt. Meine Frau ist noch in Holland, wir haben ein Haus in Amsterdam und Groningen. Vielleicht kommt sie auch noch nach Dortmund, ansonsten reise ich am Wochenende oft in die Heimat. Das sind auch nur zweieinhalb Stunden.
Wie nehmen Sie den Stützpunkt in Dortmund wahr?
Wir haben hier alles, was wir brauchen in der Anlage. Was ich mir wünschen würde, wäre noch ein Athletiktrainer, der schaut, was im Kraftraum passiert. Das würde einen weiteren Schritt nach vorne bedeuten. Ich würde mich auch freuen, wenn der Deutsche Ruderverband hier vor Ort ist, damit wir ständig im direkten Austausch sein können.
Welche Eindrücke haben Sie vom Team?
Das meiste funktioniert schon gut. Wir haben gute Sportler hier und wir wollen sie alle auf ein höheres Niveau bringen. Das ist ein Prozess, der Zeit braucht. Was Sabine hier angefangen hat, ist sehr gut, den Weg wollen wir weitergehen. Ich werde meinen Teil dazu beitragen. Es gibt einige Sachen, an denen ich gerne arbeiten will. Ich kann alles hier von einer Außenperspektive betrachten und Dinge hinterfragen. Zum Beispiel haben sich bei manchen Sportlern Dinge eingeschliffen – sie machen immer die gleichen Dinge, aber sie wissen manchmal gar nicht warum. Das möchte ich aufbrechen.
Wie funktioniert die Zusammenarbeit im Trainerteam?
Sehr gut. Gerade mit Bundestrainerin Sabine Tschäge ist es sehr intensiv. Ich habe immer das Gefühl, dass wir die Dinge hier zusammen machen und das ist auch gut so. Wir haben einen guten Austausch von Erfahrungen und ergänzen uns. Sie ist zum Beispiel deutlich besser in Sachen Organisation, das ist keine Stärke von mir. Zusammen sind wir ein starkes Team, auch mit Thomas Affeldt.
Wie würden Sie Ihre Trainingsphilosophie beschreiben?
Am ehesten so: Wenn wir nicht einmal gelacht haben, dann war es kein gutes Training. Im Ernst, es ist wichtig, dass es auch Spaß macht. Und mir ist die Verbindung zu den Athleten wichtig. Wenn ich offen zu ihnen bin, dann sind sie auch offen zu mir. Auf diese Art und Weise lässt sich gut arbeiten. Als ich noch ein aktiver Ruderer war, wurde ich als feiner Techniker beschrieben. Das will ich den Sportlern auch beibringen. Ich weiß, wie ein Boot sich bewegen sollte und wie man ein Boot bewegen sollte.
Das Team besteht aus einer Mischung aus jungen und erfahrenen Ruderern. Worauf kommt es da an?
Das wichtigste ist, dass alle in eine Richtung blicken. Ich denke, es geht auch nicht um das Alter. Da sind Olaf Roggensack und Tobias Strangemann ein gutes Beispiel, einer unserer erfahrensten und einer unserer jüngsten Ruderer sitzen zusammen im Zweier und es klappt sehr gut.
Welche Erwartungen haben Sie vor der Kleinbootmeisterschaft in Brandenburg?
Es ein wenig auch auf die Bedingungen an, aber wir haben gute Zweier. Im Training sieht man, wer schnell ist und wer noch zulegen muss. Du musst jeden individuell betrachten. Wir wollen alle fördern und das Optimum als Team rausholen. Alle besser zu machen, ist unser wichtigstes Ziel.
Was machen Sie, um den Kopf frei vom Rudern zu kriegen?
Ich bin eigentlich immer mit dem Rudern beschäftigt. Wenn ich nicht als Trainer aktiv bin, dann trainiere ich selbst. Ich habe einen Einer in Holland und rudere noch regelmäßig. Im Achter trete ich für RIC Amsterdam auch noch bei Wettkämpfen an, zum Beispiel beim Head of the River Amstel oder dem Heineken Roeivierkamp in Amsterdam. Wenn es nicht Rudern sein soll, dann gerne Fahrradfahren. Mein Rennrad habe ich noch in Groningen, aber das will ich nach Dortmund holen und hier fahren. Das Gespräch führte Carsten Oberhagemann






