In unserer Online-Umfrage haben wir unsere Leser und Leserinnen zum Thema Verkehr und Verkehrsregeln auf unseren Gewässern befragt. Die große Mehrheit hat sich für mehr Kontrollen und klare Regeln ausgesprochen – mit ganz unterschiedlichen Argumenten.
Zunächst wollten wir von unseren Leserinnen und Lesern wissen, ob sich aus ihrer Sicht der Sport- und Freizeitverkehr auf ihrem Gewässer verändert hat? 88 Prozent bejahten dies, 74 Prozent stört zudem diese Zunahme. Ein kleiner Teil der Befragten kommt mit der zunehmenden Verkehrsdichte also ganz gut zurecht. Die Frage, ob deshalb der Freizeitverkehr auf dem Wasser grundsätzlich stärker beschränkt werden sollte, bejahten lediglich 42 Prozent. Von denen, die sich gestört fühlten, waren dies immerhin noch 54 Prozent, insgesamt also allenfalls eine knappe Mehrheit, die akuten Handlungsbedarf sieht. Dies hat vermutlich mit einem unterschiedlichen Leidensdruck zu tun. Der zunehmende Verkehr auf den Wasserflächen ist überwiegend in den Ballungsräumen zu spüren, außerhalb der Städte relativiert sich das Geschehen stärker.
Sanfter Appell oder klare Ansagen?
Mit unserer ersten inhaltlichen Frage haben wir versucht, die Haltung unserer Leserinnen und Leser zum Thema gemeinsame Nutzung der Flüsse, Kanäle und Seen abzufragen, indem wir ihnen zwei Statements zur Auswahl gestellt haben. Das erste Statement nimmt eine Laissez-faire-Haltung ein und appelliert mehr an die persönliche Verantwortung des Einzelnen. Der Formulierung: „Die Gewässer sind öffentlich und gehören allen. Ganz gleich ob Motor-, Segel- oder Ruderboot, SUP, Tretboot oder Badeinsel: Wenn es voll wird, müssen alle mehr Rücksicht aufeinander nehmen“, stimmten 19 Prozent der Befragten zu.
Eine überwältigende Mehrheit fordert dagegen klare Regeln und deren Durchsetzung durch die öffentliche Verwaltung: 81 Prozent der Befragten votierten für diese Formulierung: „Die Gewässer sind öffentlich und gehören allen. Deshalb müssen wie im Straßenverkehr auch Regeln gelten und Vorschriften zur verkehrsgerechten Nutzung erlassen und durchgesetzt werden.“
Dieses Zahlenverhältnis verdeutlicht: Der Appellcharakter der Maßnahmen reicht vielen Befragten nicht aus, sondern die Maßnahmen müssen auch kontrolliert und durchgesetzt werden. Konkret standen folgende Maßnahmen zur Diskussion und Abstimmung (Mehrfachnennungen möglich), hier nach prozentualer Zustimmung sortiert:
Beachtung des Rechtsfahrgebots 86%
Einhaltungder Promillegrenze von 0,5 mg/l 84%
Strengere Überwachung und Kontrollen
seitens der Behörden 81%
Ausweisung von Schutzzonen für Fauna u. Flora 72%
Kennzeichnungspflicht aller Wasserkleinfahrzeuge
und Freizeitgeräte 46%
Privilegierung von Ruderbottstrecken durch
Markierungen 43%
Beschränkung der Zulassungszahlen von
Sportbooten u. Freizeitgeräten auf bestimmten
Gewässerabschnitten 42%
Einführung allgemeiner Benutzungsgebühren
öffentlicher Wasserflächen 15%
Rechtsfahrgebot, Alkoholverbot und stärkere Kontrollen, das ist die Top 3 der Wunschliste der Ruderer und Ruderinnen bei der Umfrage. Erst dahinter kommen Maßnahmen wie Schutz für Fauna und Flora und Kennzeichnungspflicht für Wasserfahrzeuge. Ganz am Ende der Skala rangiert eine Gebühr für die Benutzung der öffentlichen Wasserverkehrsflächen.
Brennpunkte Berlin und Hamburg
Am Ende wurde noch die Situation in den beiden Ballungsräumen Berlin und Hamburg abgefragt. Die Frage: „Sollte in Berlin der motorisierte Sportbootverkehr räumlich, zeitlich und mengenmäßig begrenzt werden?“ bejahten 79 Prozent der Befragten. Hier besteht also akuter Handlungsbedarf. Für den Brennpunkt Hamburg wurde die Frage gestellt: „Sollte es für die Hamburger Alster Zulassungsregeln für wassersportliche Freizeitgeräte wie SUPs, Badeinseln und Tretboote geben?“ 70 Prozent votierten dafür, deutlich mehr als zwei Drittel. Fazit: Dort, wo der Sport- und Freizeitverkehr bereits an seine Grenzen und darüber hinaus gelangt ist, besteht auch der eindeutige Wunsch nach Regelungen – einen Wunsch, den die Politik in den beiden Städten bereits vernommen, aber nicht in Handeln umgesetzt hat.
Thomas Kosinski
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