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Bestzeiten und offene Fragen

Langstrecke Dortmund und die üblichen Ausfälle

Beim Leistungstest der Ruderelite in Dortmund gab es die ersten Enttäuschungen, aber auch überraschend gute Leistungen auf dem Ergometer und am Sonntag folgend auf der Langstrecke auf dem Dortmund-Ems-Kanal am Leistungszentrum. Chef-Bundestrainerin Brigitte Bielig hatte im Vorfeld die ominöse Sechs-Minuten-Grenze für die Männer als verpflichtend ausgegeben. Zuvor hatte sie nun auch öffentlich bestätigt, dass sie nach den Olympischen Spielen in Paris ihre Karriere beenden werde.

Auf dem Ergo gingen am ersten Tag des Leistungstests zunächst die Riemen-Männer an die Maschinen, neun von ihnen blieben unter der Sechs-Minuten-Marke, Rückkehrer Laurits Follert (5:50,2 Min) und Mattes Schönherr (5:50,7 Min) am deutlichsten. Vierter auf dem Ergo war in 6:55,8 Minuten der junge Noah Anger (Ulmer RC Donau). Die Ulmer hatten zuletzt wetterbedingt die Boote in der Halle gelassen und sich auf Athletiktraining verlegt, was sich zumindest für den U23-Ruderer Anger ausgezahlt hat. Bei den Skullern fuhren die Frankfurter Jonas Gelsen (5:47,0 Min.) und Marc Weber (5:50,8 Min) persönliche Bestzeiten. Auch U23-Weltmeister Ole Hanack (Hanauer RC Hassia) lieferte in 5:52,9 Minuten stark ab. Weitere sechs Skuller blieben unter sechs Minuten.

Carlotta Nwajide blieb auf dem Ergo in guten 6:45,6 Minuten deutlich unter sieben. Foto: MeinRuderbild/D. Seyb

Die Frankfurter zeigten einmal mehr die Ergebnisse ihrer guten Trainingsarbeit unter Ralf Hollmann. Sie werden sich nach langen Gesprächen mit der sportlichen DRV-Leitung Bielig und Sportdirektor Mario Woldt den Trainingslagern in Lago Azul anschließen, das erste bereits ab diesem Mittwoch und das Zweite im Januar. „Ich kann damit jetzt leben, es war ein politischer Kompromiss nach wirklich anstrengenden Gesprächen“, sagt Ralf Hollmann und ergänzt. „Somit haben wir jetzt Ruhe bis April, das ist auch emotional wichtig“. Hollmann sagt: „Ich bin aber nach wie vor davon überzeugt, dass die von uns angestrebte Höhenkette erfolgreich und richtig gewesen wäre." Brigitte Bielig erachtete den Aufwand dafür als zu hoch und die Erfahrung, die die Frankfurter bei einem Höhentest im vergangenen Winter gesammelt hatten, reichten ihr nicht aus.

Hollmann zieht jetzt das Positive aus diesem Kompromiss, die Ruderer auch noch im Großboot testen zu können. In Stein gemeißelt sind die Mannschaften ja ohnehin nicht, denn für Olympia qualifiziert sind vorerst die Boote. Allerdings fühlen sich sowohl der Hamburger Doppelvierer mit Wolff, Appel, Naske und Anton Finger als auch der Frankfurter Doppelzweier mit Gelsen/Weber gut aufgestellt. „Wir finden immer besser zusammen“, sagt etwa Tim-Ole Naske, der beim Ergo-Test ebenfalls leicht angeschlagen an den Start ging und mit 5:59,4 Minuten unter sechs blieb. Die Langstrecke ließ er vorsichtshalber aus. Bereits im Vorfeld hatten sich die beiden DRV-Einerfahrer Oliver Zeidler und bei den Frauen Alexandra Föster krankheitsbedingt abgemeldet.

Frauen gut in Form

Was den Männern die Sechs-, ist den Frauen die Sieben-Minute-Marke. Bei den Riemen-Frauen schafften zehn Starterinnen die Vorgabe angeführt von Lena Sarassa (6:51,8 Minuten). Sie ist mit ihrer Zweierpartnerin Hanna Reif nach ihrem „Ausflug“ zu Heino Zeidler nach München nun wieder zu ihrem ehemaligen Coach Werner Nowak zurückgekehrt. Anna Härtels Partnerin Johanna Debus fehlte in Dortmund. Härtel war Zweitbeste auf dem Ergo in 6:54,1 Minuten.

Überraschende Dritte war Marie Zeidler (6:54,3), die in den Riemenbereich zurückgekehrt ist und mit der Münchnerin Ricarda Heuser im Zweier ohne, trainiert von ihrem Vater Heino, die Minimalchance auf eine Rückkehr in den A-Kader und damit den Weg nach Paris suchen will. Im März soll in Köln-Fühlingen in einer Ausscheidung bestimmt werden, welche Besatzung die Nach-Qualifikation in Luzern im Zweier ohne in Angriff nimmt. Neben Sarassa/Reif und Zeidler/Heuser wollen noch Härtel/Debus um die letzte Chance kämpfen. Auch Marie Zeidler Partnerin Heuser fehlte in Dortmund krankheitsbedingt.

Somit war der Leistungstest in Dortmund einmal mehr ein Test mit begrenzter Aussagekraft, da in allen Bereichen Athleten der Grippewelle zum Opfer gefallen waren, was wie bei den Riemenfrauen gerade die ersten Antworten auf offene Fragen der Lösung nicht näherbrachte. Hier müssen die Trainingslager Aufschluss geben. Ende Januar sollen die Mannschaften dann in allen Bereichen feststehen. BL

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