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Kolbe-Gedenkfeier in Lübeck

"Er wäre gerührt gewesen"

120 Gäste aus ganz Deutschland trafen sich zu einer Gedenkfeier zu Ehren des im Dezember verstorbenen Ausnahmeruderers Peter-Michael Kolbe im Kollosseum in Lübeck. Der Deutsche Ruderverband, der Schleswig-Holsteinische Ruderverband, der Allgemeinen Alster-Club/Norddeutschen Ruderer-Bund und der Lübecker Ruder-Klub hatten dazu eingeladen. Die Feier war bewusst nicht als Trauerfeier sondern als Austausch zwischen Weggefährten gedacht.

"Er wäre gerührt gewesen", sagte eine ehemalige Klassenkameradin an dem Abend, zu dem DRV-Vorsitzender Moritz Petri einleitende Worte sprach, bevor ein Film zum sportlichen und privaten Leben Kolbes gezeigt wurde, den Juliane Möcklinghoff, selbst Ruderin, 2008 für den Norddeutschen Rundfunk produziert hatte. Der Film und ein anschließendes Podiumsgespräch von Klassenkameraden und sportlichen Weggefährten zeichneten ein differenzierteres Bild Kolbes, der in der gemeinen Öffentlichkeit als wortkarger, eigenbrötlerischer, ja auch rebellischer Zeitgenosse bekannt war.

Moderatorin Juliane Möcklinghoff (li.) im Gespräch mit Kolbes Grundschullehrerin Ruth Raut. Foto: B. Langbehn 

Ob Peter-Michael Kolbe ein braver Schuljunge oder doch ein Lausbub war, darüber gingen die Geschichten bei der Gedenkveranstaltung auseinander. Ruth Raut, seine Lehrerin an der Grundschule im Hamburger Stadtteil Hamm, erinnert ihn zumindest als nicht sonderlich auffällig. „Ich war ja auch seine erste Sportlehrerin, aber in diesem Alter kann man nicht erkennen, ob und welches sportliche Talent in einem Kind wirklich steckt“, erzählte die heute 90-Jährige.

Sportliche Mitstreiter wussten dagegen schon von dem einen oder anderen Streich zu berichten, den Kolbe in Trainingslagern oder am Rande von Regatten gerne spielte. Die Veranstaltung unter der Moderation von Juliane Möcklinghoff brachte so die eine oder andere Anekdote zu Tage, die nicht jeder kannte. Neben DRV-Vorsitzendem Moritz Petri waren auch die Ehrenvorsitzenden Siegfried Kaidel und Wolfgang Maennig sowie zahlreiche ehemalige Mitstreiter, wie etwa Hans-Johann Färber, Olympiasieger im Vierer mit in München 1972, angereist. Mit Färber gewann Kolbe unter anderem 1974 in Luzern WM-Bronze im Vierer mit, bevor er sich auf den Einer konzentrierte.

Natürlich waren Kolbes fünf WM-Titel und seine drei olympischen Silbermedaillen an diesem Abend Thema eingehender Erörterung und Einordnung. Auch sein Leben neben dem Sport, das nie ein Leben ohne Sport war, zeigte der Film. Kolbe lebte lange an der Seite einer norwegischen Journalistin in Skandinavien, kehrte nach der Trennung wieder nach Deutschland zurück. Nach seiner aktiven Karriere habe er 15 Jahre kaum zehnmal im Boot gesessen, sich dann aber wieder eingelassen. Bis wenige Jahre vor seinem Tod bestritt er sogar das eine oder andere Langstreckenrennen - unter anderem 2015 bei der traditionsreichen Regatta "Quer durch Berlin" zusammen mit seinem ehemaligen Widersacher Thomas Lange.  

Lingolf von Lingelsheim (Ratzeburger Ruderclub) berichtete, dass bald eine Gedenkstätte am Ratzeburger See errichtet werden solle. Beigesetzt wurde Peter-Michael Kolbe auf eigenen Wunsch an seinem Lieblingssee in Schweden. BL 

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